Wo die Schüler auch Forscher sind

Mitmachangebote beim Tag der offenen Tür der Montessori-Schule – Anleitung zum selbstständigen Lernen

Mit Säge, Hammer und Schrauben ein kleines Boot mit Schaufelradantrieb bauen – das begeisterte die Kinder beim Tag der offenen Tür der Montessori-Schule Mitwitz. Wie es geht, zeigte nicht Werklehrer Dieter Wittmann, sondern seine Schüler. Gemäß dem Motto von Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“ und nach der Devise der Schule, dass ältere Schüler jüngeren helfen.

„Hier musst du den Kleber auftragen und dann fest zusammendrücken“, erfuhr Theodor vom Drittklässler Ben – und strahlte, als er nach einer Viertelstunde gemeinsamen Werkens das selbst gebaute Boot mitnehmen durfte. Anschließend räume Ben die Werkzeuge wieder auf und kümmerte sich um den nächsten Gast. Mitmachen und ausprobieren hieß es für die zahlreichen Besucher aus der Region, die die Schule am Samstag erkundeten. „Bei uns ist der Lernende ein Forscher“, erklärte Pädagogischer Direktor Mathias Schmitt den Gästen. Durch die besondere Lernumgebung ermögliche es die Montessori-Pädagogik den Schülern, sich Wissen durch Erkunden und Ausprobieren anzueignen. Durch diese Hinleitung zum selbstständigen Arbeiten und Lernen aus eigener Motivation würden die Grundlagen für ein lebenslanges Lernen – die Schlüsselqualifikation der modernen Lebens- und Arbeitswelt gelegt, wie die Hirnforschung bestätige. So lernten die Kinder frühzeitig, sich selbst zu organisieren, und durch die klassenübergreifenden Lerngruppen werde das Miteinander gefördert. Wie spielerisch diese Art des Lernens wirkt, erfuhren die Besucher anschließend in den offenen Lerngruppenzimmern, wo sie einen Blick in den Unterrichtsalltag werfen durften. Etwa in der Lerngruppe 3, wo die Schüler im Kreis um Kerze auf dem Boden saßen. Anhand einer Räubergeschichte, die Lehrerin Eva-Maria Hildebrand ihnen vorlas, erarbeiteten sie sich unter Anleitung von zwei Pädagogen die Unterschiede der Umlaute äu, eu, ü und ä zu den Stammformen der Wörter – inklusive Rechtschreibtipps. Eindrucksvoll auch die Vorführungen von pädagogischem Material, durch das Rechnen mit großen Zahlen oder der Umgang mit den Satzteilen oder Wortarten durch gegenständliche Vermittlung buchstäblich „begreifbar“ macht. Dass in der Schule mit allen Sinnen gelernt wird, zeigte eine Führung zum Außengelände, wo die Schüler der 5. bis 7. Klassen im Rahmen des „Erdkinderplans“ praktische Tätigkeiten ausprobieren. So gestalten sie nicht nur das Gelände, sondern fertigen auch einfache Möbel für die dort errichtete Hütte und kochen selbst über offenen Feuer – nachdem sie zuvor die Zutaten eingekauft haben. Sogar Beete dürfen sie bebauen. Musik vom Schulchor, kreative und sportliche Angebote rundeten den Tag ab. Und in der Mensa verwöhnten der Elternbeirat und fleißige Schüler die Besucher mit selbstgemachten Köstlichkeiten. „Hilf mir, es selbst zu tun“: Der Drittklässer Ben (Mitte) hilft Theodor und seiner Mutter beim Bau eines Boots im Werkraum der Montessori-Schule. Robin führt einen der Schulhunde durch die Aula der Montessori-Schule. So wird Mathematik buchstäblich begreifbar: Eine Schülerin demonstriert Besuchern das Rechnen mit Montessori-Material. Kugeln für Einzerzahlen, Stäbe für Zehner, Platten für Hunderter.